Bonsai ist ein Hobby, das auf ganz verschiedene Weise und mit sehr unterschiedlichem Geldeinsatz betrieben werden kann. Auch der Schüler oder Student kann mit seinem kleinen Taschengeld dieses schöne Hobby betreiben!

Mein wichtigster Tipp hierzu: setzen Sie das knappe Budget klug ein und verschwenden Sie es nicht. Überlegen Sie gut, was Sie kaufen und vermeiden Sie unbedachte Spontankäufe. Wer mit wenig Geld trotzdem gute Bonsai haben möchte, braucht vor allem ein fundiertes Wissen, um sie aus preiswertem oder kostenlosem Material selbst gestalten zu können.

 

 

Bonsai nursery stock
Bonsai yamadori
Acer bonsai tree

Preiswerte Baumschulpflanze, der Bonsai 6 Jahre später.

 

Sind Sie ein bonsaibegeisterter Anfänger, so sollten Sie zuerst in Wissen und Fähigkeiten investieren. Dabei ist vor allem Zeit zu investieren! Lesen Sie aufmerksam im Internet die vielen guten Internetseiten und Foren über Bonsai und tun Sie dies längere Zeit regelmäßig!

Lesen Sie gerne Bücher, so informieren Sie sich zuerst in den Foren, welche Bücher als wirklich empfehlenswert gelten. Leider sind viele auf dem Markt, die durch die schönen Fotos auf dem Einband bestechen, aber in denen veraltete oder falsche Informationen verbreitet werden. Mit etwas Geduld und Suche kann man gute Bücher auch aus zweiter Hand erwerben.

Lassen Sie sich ein Abonnement einer Bonsaifachzeitschrift von Familie oder Freunden zum Geburtstag oder zu Weihnachten schenken oder / und kaufen Sie ältere Ausgaben gebraucht im Internet, wo sie oft zu geringen Preisen angeboten werden. Die ausführlichen Artikel in diesen Magazinen mit vielen erklärenden Fotos machen die kompliziert erscheinenden Bonsaitechniken verständlich und anwendbar.

Wenn Sie ein gewisses theoretisches Wissen erworben haben und endlich praktische Versuche starten möchten, überlegen Sie gut, welche Baumarten Ihnen gefallen und welchen Sie die benötigten Lebensbedingungen bieten können. Outdoorbonsai können Sie nur halten, wenn Sie wenigstens einen sonnigen Balkon, Terrasse oder Garten nutzen können. Für eine reine Wohnungshaltung kommen nur wenige tropische Arten in Frage. Schaffen Sie eine für Ihre Bedingungen ungeeignete Art an, so wird das Bäumchen schnell eingehen und Ihr Geld war verschwendet.

Ein Seminar zur „Potenzialerkennung“ kann sich lohnen, um gezielt Rohware identifizieren zu können, mit der sich lohnt zu arbeiten. Sammelt man ziellos Dutzende von Pflanzen, ohne sich über die Gestaltungsmöglichkeiten im Klaren zu sein, so wird man irgendwann den begrenzten Platz mit vielen unmöglichen Gewächsen vollgestellt haben und seine Zeit für deren Pflege aufwenden müssen, ohne jedoch dem eigentlichen Ziel Bonsai näher zu kommen.

In Gärtnereien, Baumärkten und Baumschulen kann man im Herbst oft Containerpflanzen stark reduziert für wenig Geld erwerben, weil die Geschäfte sich die Überwinterung ersparen möchten. Im Garten von Eltern, Verwandten und Freunden lassen sich manchmal überalterte Gartenpflanzen oder wild vermehrte Jungpflanzen finden, die nichts kosten und gut geeignet sind. Wenn Sie in fremden Gärten, städtischen Anlagen oder der freien Natur einen begehrenswerten Baum entdecken, so bitten Sie den Besitzer des Geländes um die Erlaubnis zum Ausgraben. Manchmal werden Sie eine junge Ersatzpflanze einsetzen müssen oder einen kleinen Betrag zahlen, oft wird jedoch kaum etwas verlangt

 

Juniper bonsai from garden

Bergung eines alten Wacholders aus einem Pflanzkübel.

 

Haben Sie nun sowohl einiges Wissen als auch die ersten Bäume erworben, so werden Sie für die Arbeit an ihnen auch Werkzeug und Material benötigen. Sparen Sie auf keinen Fall an den wichtigsten Werkzeugen! Eine gute Standard- oder Zweigschere und eine hochwertige Konkavzange sollten Sie auf jeden Fall anschaffen und keinesfalls billige Ware kaufen. Lieber anfangs zwei gute Werkzeuge nehmen, anstatt ein billiges Set mit vielen Werkzeugen, die am Ende allesamt nichts taugen und rausgeworfenes Geld bedeuten. Für den richtigen Bonsaidraht gibt es leider auch keine echte Alternative. Eloxierter Aluminiumdraht, der sich am leichtesten handhaben lässt, ist jedoch auch in verschiedenen Preiskategorien erhältlich und es lohnt sich, die Angebote zu vergleichen.

Für viele andere Werkzeuge gibt es preiswerte Alternativen, die sehr gut benutzbar sind. Statt einer Wurzelkralle können Sie einen Hufkratzer aus dem Reitsportbedarf verwenden. Edelstahl-Schaufelbecher für das Substrat können durch eine schräg abgeschnittene Plastikflasche ersetzt werden. Nehmen Sie die Einweg-Essstäbchen aus dem China-Restaurant oder der Sushi-Bar mit nach Hause, denn sie sind wunderbare Werkzeuge und Hilfsmittel für Wurzelarbeiten und viele andere Zwecke.
Eine Plastik-Getränkeflasche kann zu einer Sprühflasche umfunktioniert werden oder eine Ballbrause ersetzen, indem man mit einer heißen Nadel viele kleine Löcher in den Schraubverschluss sticht.

Drahtschneider, Biegezangen und kleine Sägen kann man in manchen Fällen aus Vaters Werkzeugkiste entleihen oder für wenige Euro im Baumarkt kaufen.
Raffiabast gibt es für wenig Geld in jeder Gärtnerei zu kaufen und als Arbeitstisch kann Mutters alte Käse- oder Fondueplatte dienen, oder man baut sich aus etwas Holz einen selbst. Statt der teuren japanischen Kupfer- oder Edelstahlgießkannen gibt es inzwischen preiswerte und sehr funktionelle Ausführungen aus Kunststoff.
Die japanischen Wundverschlussmittel können auch durch heimische Produkte aus dem Gärtnereibereich ersetzt werden, oder durch Vaseline, Melkfett oder bei einigen schnell wachsenden Baumarten durch selbstklebendes Alu-Tape.

Man braucht Dünger nicht in winzigen teuren Flaschen mit schönen Bonsaibildern auf dem Etikett zu kaufen, sondern kann ganz normalen Blumendünger vom Discounter kaufen, wenn man auf die Zusammensetzung achtet, denn Bonsai sollten in der Regel nicht zu stickstoffbetont gedüngt werden. Bonsaisubstrate können sehr gut selbst gemischt werden und für die teuren aus Japan importierten Komponenten gibt es meist ausgezeichnete heimische Alternativen, wie Maxit, Bimskies, Komposterde, Lavagranulat und Seramis.

Es hat für jeden Bonsaifreund immense Vorteile, sich einem Arbeitskreis oder Bonsai-Club anzuschließen. Dort wird man nicht nur Anleitung und Hilfe finden, sondern kann auch Werkzeuge kurzfristig ausleihen, die man sich selbst noch nicht angeschafft hat. Gerade bei den teuren elektrischen Werkzeugen ist es sehr gut, jemanden zu haben, der einem den Umgang damit zeigt und beibringt oder eine Fräsarbeit für einen ausführt.

 

Bonsai powertool

Hilfe beim Fräsen.

 

Ein weiterer angenehmer Aspekt einer solchen Gemeinschaft ist, dass oft Bäume, Jungpflanzen, Werkzeuge und Schalen untereinander günstig angeboten werden und man sich gegenseitig seine Sonderkonditionen bei Händlern zugänglich machen kann. Lassen Sie sich von den Kameraden zu großen Bonsai-Ausstellungen mitnehmen und schauen Sie sich die Details der Ausstellungsbäume an, um von ihnen zu lernen. Nutzen Sie jede Möglichkeit, mit erfahrenen Bonsaileuten zu sprechen und sich auszutauschen. Das wird Sie weiterbringen!

 

Bonsai club

Arbeitskreistreffen.

 

Hat man den dringenden Wunsch, sich einen doch etwas teureren Baum, ein wichtiges Werkzeug oder eine hochwertige Schale zu leisten, so kann man sich zum Geburtstag oder Weihnachten Geld oder Geschenkgutscheine seines bevorzugten Bonsaihändlers wünschen und sie ansammeln. Die meisten Händler verschicken Gutscheine auch per Onlineshop. Für Bäume, die noch am Anfang stehen, sind noch keine teuren Bonsaischalen notwendig, da genügen Trainingsschalen aus Kunststoff oder einfache Blumenschalen (mit Drainageloch), die vielleicht im Haushalt vorhanden sind. Später wird man immerhin preiswerte Keramikschalen verwenden, die oft für minimale Preise gebraucht im Internetauktionshaus zu bekommen sind.

Wer geschickte Hände hat und gerne mit Ton arbeiten mag, der kann auch selbst mit dem Töpfern beginnen. Ein Volkshochschulkurs, eine Verwandte oder Lehrerin, die kunsthandwerklich töpfert, kann durch entsprechende Anleitung und Bereitstellung eines Brennofens den Einstieg erleichtern. Wer seine Fähigkeiten gut ausbauen kann, wird seine Bäume dann schon bald in individuell handgetöpferte Unikate pflanzen, wie sie sonst vielleicht unerreichbar wären.

 

 

raw material / prebonsai

Bonsai-Rohling in einer Plastikschale.

 

Wenn man nach einigen Jahren fortgeschritten in den Techniken und der Pflege der Bonsai ist und sich eine ganze Reihe Bäume angesammelt haben, so ist es oft eine gute Idee, mehrere Bäume aus der Anfangszeit wieder zu verkaufen (es findet sich immer ein netter Abnehmer, der sie nimmt, wenn der Preis gerechtfertigt ist) und aus dem Gesamterlös einen besseren Baum bzw. Rohling zu kaufen. So kann man seine Sammlung schrittweise auf ein höheres Niveau bringen.

Wenn man genug Zeit und Platz hat ist es eine gute Idee, sich nebenbei mit der Jungpflanzenanzucht zu beschäftigen. Sämlinge und Stecklinge von begehrten Bonsaiarten aufzuziehen macht viel Spaß und ist sehr lehrreich, auch wenn es recht langwierig ist. Samen und Stecklinge kann man meist problemlos kostenfrei bekommen, wenn man im Herbst in Gärten, Parks oder einem Arboretum die Augen offen hält und wenn z.B. die Arbeitskreiskameraden ihre herrlichen Satsuki-Azaleen beschneiden, so werden sie nichts dagegen haben, wenn man sich das Schnittgut für Stecklinge mitnimmt.

 

Satsuki azalea

Einige junge Satsuki-Azaleen, die aus Stecklingen gezogen wurden.

 

Gerade die traumhaft blühenden Satsuki-Azaleen sind immer begehrt und überzählige Exemplare lassen sich nach einigen Jahren gut weiterverkaufen, wenn sie kräftig entwickelt sind und es sich um populäre Sorten handelt. Damit kann man sich dann wieder andere kleine Wünsche finanzieren.

Sie sehen, es gibt viele Möglichkeiten, auch mit wenig Geld Bonsai zu betreiben. Das wichtigste ist: lassen Sie sich nicht entmutigen und geben Sie nie auf. Glauben Sie fest daran, dass auch Sie es irgendwann soweit bringen, wunderbare Bonsai gestalten zu können und verfolgen Sie das Ziel unbeirrt, auch wenn Sie heute noch nicht wissen, wie Sie es genau erreichen können. Sie werden auf dem Weg dorthin enorm viel lernen, viele tolle Menschen kennen lernen und erfahren, dass sich oft ungeahnte Möglichkeiten auftun können.

Autor: Heike van Gunst; "Heike van Gunst (aus Hamburg, Deutschland) beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit Bonsai, hat vielfältige Kenntnisse in Gestaltung und Pflege verschiedener Arten erworben und eine ausgeprägte Leidenschaft für Bonsaischalen und -Präsentation entwickelt. Das Schreiben und Übersetzen von Artikeln über Bonsai und Übersetzungen von Bonsaibüchern ist ihr Spezialgebiet."