Die Bedeutung der richtigen Schalenwahl für Bonsai wird oft unterschätzt. Die Schale (wie auch zusätzliche Präsentationsmittel wie Gräser, Moos, Steine, Figuren und ein Präsentationstisch) sind wichtige Bestandteile der Komposition und sollten sorgfältig ausgewählt werden, um den Baum vorteilhaft zur Geltung zu bringen.

 

 

Allgemeine Richtlinien

Bonsai werden in kleine Schalen gepflanzt, die oft aus Japan oder China importiert werden. Japanische Töpferwaren sind bekannt für ihre hohe Qualität und sind oft ziemlich teuer, elegant, dezent glasiert oder unglasiert, während die chinesischen Produkte üblicherweise preiswerter (die Qualität wird jedoch immer besser) und oft grell glasiert sind. Eine Ausnahme sind jedoch antike chinesische Bonsai Schalen, die unbezahlbar und sehr selten sind.

Alte Bonsai, die keine großen Gestaltungseingriffe mehr benötigen und schon viele Male umgetopft und an den Wurzeln beschnitten worden sind, sind daran angepasst, in kleinen Schalen zu leben. Jüngere Bäume jedoch brauchen mehr Raum zum wachsen und werden schrittweise dafür vorbereitet, in immer kleineren Schalen zu leben, indem ihre Wurzeln jedesmal beim Umtopfen geschnitten werden. Junge Bäume können in weniger teure oder Plastikschalen gepflanzt werden, die bei (Online-) Bonsaigeschäften erhältlich sind

Maple bonsai

Ein Ahorn-Bonsai in einer Bonsaischale, die die Farbe der Blätter sehr gut zur Geltung bringt.

 

Die Größe der Bonsaischale

Bäume, die noch in der Entwicklung sind, sollten in verhältnismäßig große Gefäße gepflanzt werden, die den Wurzeln genügend Raum zum Wachsen bieten und dem Baum helfen, die starken Gestaltungseingriffe zu überstehen, wie zum Beispiel den ersten Grundschnitt. Ältere Bäume haben schon ein kompakteres Wurzelsystem und können in kleinere Bonsaischalen gepflanzt werden, wobei in diesem Fall ästhetische Überlegungen wichtiger werden.

 

Unglazed pot

Eine unglasierte Bonsaischale mit gerundeter Form.

 

Bonsai schalen, Ästhetik

Eine Schale zu wählen, die wirklich zum Baum passt, ist schwierig, weil verschiedene Aspekte (wie die Form, die Wahl zwischen glasiert und unglasiert etc.) berücksichtig werden müssen. Einige grundlegende Faustregeln können helfen, die richtige Schale zu finden (diese sollten nicht als strenge Regeln betrachtet werden, ästhetische Überlegungen sind in erheblichem Maße persönliche Geschmackssache!):

  • Nehmen Sie unglasierte Schalen für Nadelbäume (z.B. Kiefern).
  • Für Laubbäume kann man glasierte, aber in manchen Fällen auch unglasierte Schalen verwenden, auffällig bunte Schalen sollten jedoch blühenden und fruchtenden Bonsai vorbehalten bleiben.
  • Die Länge der Schale sollte etwa zwei Drittel der Baumhöhe betragen.
  • Die Tiefe der Schale sollte ungefähr der Dicke des Stamms an seiner Basis entsprechen (ausgenommen besonders dünne, junge Stämme).
  • Für maskulin wirkende Bäume sollten eckige Schalen gewählt werden, für sanfter geformte, feminin anmutende Bäume abgerundete Formen.

 

Letztendlich ist es am wichtigsten, dass die ausgesuchte Schale groß genug ist, um die Gesundheit des Baums darin erhalten zu können, und dass sich die Schale optisch dem Baum unterordnet (Einfachheit ist oft der Schlüssel). Um Anregungen zu erhalten schauen Sie die Bäume und ihre Schalen in der Bonsai-Galerie an.

 

Fallstudie: Fächerahorn


Japanese maple

Eine größere Schale zu Gunsten der Gesundheit. Eine Faustregel besagt, dass eine Schale nicht länger als 2/3 der Baumhöhe sein sollte. Hier jedoch weicht die Schale von dieser Regel ab, weil die Krone so groß ist, beinahe genauso breit wie hoch. Die Schale ist nicht nur aus ästhetischen Gründen und für das optische Gleichgewicht so groß, sondern weil die ausladenden Äste auch von einem entsprechend umfangreichen Wurzelsystem versorgt werden, das ausreichend Platz benötigt. Deswegen ist die Krone des Baums so groß, beinahe so breit wie hoch. Die Wahl ist auf eine gelbe Schale gefallen, die die rot-gelben Herbstfarben der Blätter der Blätter aufnimmt und verstärkt.

 

Japanese maple by Walter Pall

In diesem Beispiel können Sie sehen, wie es ausgesehen hätte, wenn man die 2/3-Regel bezüglich der Schalenlänge befolgt hätte.

 

 

Fallstudie: Waldpflanzung


Goshin Bonsai

Dies ist eine legendäre Komposition, die in Bonsaikreisen unter dem Namen Goshin („Hüter des Geistes“) bekannt ist. Sie hat eine lange Geschichte und stellt die Enkelkinder des Gestalters dar. Die Schalenwahl reflektiert all das. Die ovale Form wird meistens für Waldpflanzungen gewählt. Hier erinnert die schimmernde, mahagonifarbene Oberfläche an ein antikes Möbelstück und verleiht dem Bonsai Anmut und Geschichte. Die Schale selbst ist ein wertvolles Gefäß, das das Alter der Bäume und ihre majestätische Ausstrahlung betont, ohne ihnen die Aufmerksamkeit streitig zu machen. Für diese Art Gestaltung kommt nur eine ovale Schalenform infrage. Aber auch ein unglasierter roter Ton oder eine erdfarbene Glasur wäre akzeptabel gewesen.

 

 

Bonsaischale