Über die Jahre haben sich viele Grundformen entwickelt, nach denen man Bonsai einteilen kann und die große Ähnlichkeit haben mit Konstellationen, die in der Natur auftreten.

Diese Formen bieten auch persönlicher Interpretation und Kreativität genug Raum, was bedeutet, dass die Bäume nicht unbedingt genau eine bestimmte Form haben müssen. Dennoch sind die Grundformen wichtig, um ein allgemeines Verständnis für Formen zu bekommen und sie sollten als Richtlinie dienen, um erfolgreich Miniaturbäume zu gestalten.

 

Hokidachi (broom) Bonsai style

Besenform-Bonsai (Hokidachi)

Die Besenform ist angemessen für Laubbäume mit viel feiner Verzweigung. Der Stamm ist gerade, aufrecht und nicht durchgehend bis zur Baumspitze, er verzweigt sich in alle Richtungen ab ungefähr einem Drittel der Baumhöhe. Die Äste und das Laub bilden eine runde Krone, die auch in den Wintermonaten einen wunderbaren Anblick bietet.

Chokkan (formal upright) Bonsai style

Streng aufrechte Bonsaiform (Chokkan)

Die streng aufrechte Form ist eine sehr bekannte Bonsaiform. Sie tritt in der Natur häufig auf, besonders wenn der Baum viel Licht erhält und nicht mit anderen Bäumen darum konkurrieren muss. Für diese Form ist die gut erkennbare Verjüngung des aufrecht wachsenden Stamms sehr wichtig. Der Stamm muss also an seiner Basis dicker sein und nach oben hin immer dünner werden. Bei etwa ein Viertel der Länge sollten die Äste beginnen. Die Spitze sollte von einem einzelnen Ast gebildet werden und der Stamm sollte sich nicht bis auf die volle Baumhöhe fortsetzen.

Moyogi (informal upright) Bonsai style

Frei aufrechte Bonsaiform (Moyogi)

Die frei aufrechte Form ist sowohl in der Natur als auch bei Bonsai häufig zu finden. Der Stamm wächst aufrecht in einer ungefähren “S”-Form und an jeder Außenseite einer Biegung entspringt ein Ast. Die Verjüngung des Stamms muss klar erkennbar sein, d.h. die Stammbasis muss dicker sein als der Stamm weiter oben.

Shakkan (leaning or slanting) Bonsai style

Geneigte Bonsaiform (Shakan)

Durch ständig aus der gleichen Richtung wehenden Wind oder wenn ein Baum im Schatten steht und zum Licht wachsen muss, entsteht eine geneigte Baumform. Beim Bonsai sollte die geneigte Form einen Winkel von etwa 60 - 80 Grad zum Boden haben. Die Wurzeln müssen auf einer Seite stärker entwickelt sein, um den Baum zu halten. Auf der Seite, zu der sich der Baum neigt, sind die Wurzeln deutlich schwächer entwickelt. Der erste Ast entspringt auf der Gegenseite, um das optische Gleichgewicht zu halten. Der Stamm kann leicht gebogen oder ganz gerade sein, aber er muss sich in jedem Fall von unten nach oben verjüngen.

Kengai (cascade) Bonsai style

Kaskaden-Bonsaiform (Kengai)

Ein Baum, der in der Natur auf einer steilen Klippe wächst, kann sich nach unten biegen, als Folge mehrerer Faktoren wie Schnee oder Steinschlag. Diese können dazu führen, dass der Baum abwärts wächst. Bei Bonsai kann es schwierig sein, einen abwärts wachsenden Baum zu pflegen, weil diese Wuchsrichtung der natürlichen Tendenz zuwider läuft, in die Höhe zu wachsen. Kaskadenbonsai werden in hohe Töpfe gepflanzt. Der Baum sollte ein kleines Stück aufwärts wachsen und sich dann herabbeugen. Die Krone des Baums wächst normalerweise oberhalb des Schalenrands und die unteren Äste entspringen abwechselnd rechts und links an den Außenseiten von Biegungen. Diese Äste sollten horizontal wachsen, um die Balance des Baums zu erhalten.

Han Kengai (semi cascade) Bonsai style

Halbkaskaden-Bonsaiform (Han-kengai)

Die Halbkaskadenform, ähnlich wie die Kaskade, findet man in der Natur an Klippen und an Fluss- und Seeufern. Der Stamm wächst ein Stück aufwärts und biegt sich dann abwärts oder seitwärts. Anders als bei der Kaskade reicht die Halbkaskade nicht tiefer als der Schalenboden. Die Krone befindet sich normalerweise oberhalb des Schalenrands, während die unteren Äste unterhalb des Schalenrands platziert sind.

Bunjingi (literati) Bonsai style

Literaten-Bonsaiform (Bunjingi)

In der Natur ist diese Baumform in Gegenden mit dichtem Baumbewuchs zu finden, so dass die Bäume in starker Konkurrenz zu einander stehen und deswegen nur überleben können, wenn sie höher wachsen als die anderen um sie herum. Der Stamm wächst meist mit leichten Biegungen aufwärts und hat im unteren Bereich keinerlei Äste, weil die Sonne nur die Baumspitze erreicht. Als Zeugen des harten Konkurrenzkampfs können die Überreste einiger Äste noch als Jinstümpfe (ohne Rinde) zu sehen sein. Wenn die Rinde an einem Teil des Stammes fehlt, so spricht man von “Shari”. Man möchte damit zeigen, dass der Baum kämpfen musste, um zu überleben. Diese Baumform wird meist in kleine, runde Schalen gepflanzt.

Fukinagashi (windswept) Bonsai style

Windgepeitschte Bonsaiform (Fukinagashi)

Die windgepeitschte Form ist ein weiteres gutes Beispielt für Bäume, die um ihr Überleben kämpfen müssen. Die Äste wie auch der Stamm wachsen zu einer Seite, als hätte der Wind sie ständig in diese eine Richtung geweht. Die Äste können auf allen Seiten aus dem Stamm entspringen, aber biegen sich schließlich alle zur gleichen Seite.

Sokan (double trunk) Bonsai style

Doppelstamm-Bonsai (Sokan)

Der Doppelstamm ist in der Natur oft zu sehen, in der Bonsaikunst nicht ganz so oft. Normalerweise wachsen beide Stämme aus einem gemeinsamen Wurzelsystem, aber es ist auch möglich, dass der kleinere Stamm dicht über dem Boden aus dem größeren Stamm wächst. Die beiden Stämme unterscheiden sich deutlich in Dicke und Länge, der dickere und stärker entwickelte Stamm wächst annähernd senkrecht, während der kleinere Stamm ein wenig geneigt steht. Beide Stämme bilden eine gemeinsame Laubkrone.

Kabudachi (multi trunk) Bonsai style

Mehrfachstamm-Bonsaiform (Kabudachi)

Theoretisch ist der Mehrfachstamm das gleiche wie der Doppelstamm, aber mit 3 oder mehr Stämmen. Alle Stämme wachsen aus einem gemeinsamen Wurzelsystem und in Wahrheit ist es ein einziger Baum. Die Stämme bilden ein gemeinsames Laubdach, in dem der dickste und am stärksten entwickelte Baum den höchsten Punkt bildet.

Yose Ue (forest or group planting) Bonsai style

Wald-Bonsaiform (Yose-ue)

Die Waldpflanzung ähnelt dem Mehrfachstamm, aber der Unterschied ist, dass sie aus vielen einzelnen Bäumen besteht, anstatt aus nur einem mit mehreren Stämmen. Die am weitesten entwickelten Bäume werden tendenziell in den mittleren Bereich einer großen, flachen Schale gepflanzt. An den Seiten und im Hintergrund werden kleinere Bäume platziert, die der gemeinsamen Krone Perspektive und Tiefe geben. Die Bäume werden nicht schnurgerade in eine Reihe gepflanzt, sondern in einer zufällig erscheinenden verteilten Anordnung, weil dieses den Wald realistischer und natürlicher erscheinen lässt.

seki Joju (rock planting) Bonsai style

Felsenform über Stein (Seki-joju)

In felsiger Umgebung sind Bäume dazu gezwungen, mit ihren Wurzeln nach nährstoffreicher Erde zu suchen, die sie häufig in Spalten und Löchern finden. Die Wurzeln sind ungeschützt, bis sie den Untergrund erreichen, und müssen sich vor der Sonne schützen: eine besondere Rinde wächst auf ihnen. Bei Bonsai wachsen die Wurzeln über einen Stein in die Erde, daher ist die Pflege eines solchen Baums nicht wesentlich anders als bei jeder anderen Bonsaiform.

Ishisuki (growing on rock) Bonsai style

Felsenform auf Stein (Ishisuki)

Bei dieser Form wächst der Baum in den Spalten und Hohlräumen des Steins. Dies bedeutet, dass nicht viel Platz für die Wurzeln vorhanden ist, um sich zu entwickeln und Nährstoffe zu finden. Bäume, die auf Felsen wachsen, werden nie übermäßig vital wirken, denn es sollte dargestellt werden, dass sie unter erschwerten Bedingungen zu überleben haben. Es ist wichtig, oft genug zu düngen und zu wässern, weil nicht viel Raum vorhanden ist um Wasser und Nährstoffe zu speichern. Mehr; Bonsai pflege. Der Felsen, auf dem der Bonsai wächst, wird oft in einer flachen Schale (Suiban) aufgestellt, die manchmal mit Wasser oder feinem Kies gefüllt wird.

Ikadabuki (raft) Bonsai style

Floßform (Ikadabuki)

Manchmal kann ein umgestürzter Baum überleben, indem seine aufwärts weisenden Äste weiterwachsen. Das alte Wurzelsystem kann den Ästen genug Nährstoffe liefern um zu überleben. Nach einiger Zeit werden neue Wurzeln an der Unterseite des liegenden Stamms wachsen und die Funktion des alten Wurzelwerks übernehmen. Die ehemaligen Äste, die nun aufrecht stehen, entwickeln sich zu Stämmen mit vielen Ästen, als Folge der vermehrten Nährstoffversorgung. Diese neuen Stämme bilden ein gemeinsames Laubdach.

Sharimiki (deadwood) Bonsai style

Totholzform (Sharimiki)

Im Laufe der Zeit entwickeln manche Bäume kahle oder entrindete Bereiche an ihren Stämmen, die auf extreme Witterungseinflüsse zurückzuführen sind. Der rindenlose Bereich beginnt meist am Wurzelansatz und wird den Stamm hinauf schmaler. Starke Sonneneinstrahlung bleicht diese Stellen und sie werden ein charakteristischer Teil des Baums. Bei Bonsai wird die Rinde mit einem scharfen Messer entfernt und der entrindete Bereich mit Jinmittel behandelt, um das Ausbleichen zu beschleunigen.