Das Töpfern von Bonsaischalen ist ein aufwändiger Prozess, der viel Knowhow, Übung und Kunstfertigkeit erfordert.

Um die Arbeit eines Bonsaischalentöpfers wertzuschätzen, aber auch um zu wissen, was auf einen zukommt, wenn man sich selber einmal an der Arbeit mit Ton versuchen möchte, vermittelt die folgende Bilddokumentation einen Eindruck.

 

 

Die Entstehung einer glasierten und einer unglasierten Bonsaischale

Die Entstehung einer glasierten und einer unglasierten Bonsaischale wird im folgenden gezeigt, von den ersten Arbeitsschritten bis zur fertigen, bepflanzten Schale.

 

Pot in use; pinus mugo bonsai

Die Schale in Benutzung. Eine alte, große Bergkiefer-Halbkaskade steht darin. Foto von Klaus Nadler.

 

Bonsai in the pot

Die Schale in Benutzung, bepflanzt mit einer koreanischen Hainbuche. Foto von Christian Becker.

 

Die Entstehung einer glasierten und einer unglasierten Bonsaischale

 

Clay for bonsai potbasic shape fixed

Links: Große Tonplatten sind vorbereitet und der Boden der Schale ist geformt worden. Die Wände der Schale werden aus Tonplatten aufgebaut.

Rechts: Die grundlegende Form der Schale wurde aufgebaut und die erste Schicht des oberen Randes aufgebracht.

 

Walls smoothedSecond layer of rim

Links: Die Wände sind geglättet und die noch weiche Schale ist auf den Kopf gestellt worden, nachdem sie innen abgestützt wurde

Rechts: Die zweite Schicht des Randes ist montiert.

 

coil of claythird layer

Links: Ein Wulst aus Ton wird angebracht, um den oberen Rand der Schale zu bilden.

Rechts: Die dritte Schicht des Randes wurde angebracht und geformt, die Schale ist geglättet worden. Drainage- und Befestigungslöcher sind ausgestochen und die Füße angebracht worden.

 

Bonsai pot feet and drainagepot at angles

Links: Die Füße, Drainage- und Befestigungslöcher sind angebracht worden..

Rechts: Die Schale aus einem anderen Blickwinkel.

 

surface structureAngles of pot

Links: Die Oberflächenstruktur wird gestaltet.

Rechts: Die Schale aus einem anderen Blickwinkel.

 

Additional rimAngles of pot

Links: Nach dem ersten Brand wurde Braunstein aufgetragen, um kontrastierende, dunkle Effekte zu erzielen.

Rechts: Die Schale aus einem anderen Blickwinkel.

 

After Bisque firingGlazed and fired

Links: Die Schale nach dem zweiten Brand.

Rechts: Glasiert und gebrannt: die Schale ist fertig.

 

Töpferei Schritt für Schritt; Fotos im Detail

Alle notwendigen Arbeitsschritte und Hilfsmittel zur Herstellung einer ovalen Bonsaischale mit Rand sind auf den folgenden Fotos im Detail zu sehen.

 

pottery tools

Ein Satz Töpferwerkzeuge.

 

paper pattern

Herstellung einer Papierschablone für den Schalenboden und die Füße.

 

Clay slab

Vorbereitung der Tonplatte für den Schalenboden.

 

paper pattern applied

Auflegen der Papierschablone.

 

cut from clay slab

Der Boden, die Wände, der Rand und die Füße wurden ausgeschnitten.

 

Bottom and walls joined

Der Schalenboden und die Wandteile werden für das Zusammensetzen vorbereitet.

 

Clay pulverized

Trockener Ton wird pulverisiert.

 

Pulverized dry clay

Der pulverisierte Ton wird mit Wasser gemischt und zu Schlicker verrührt.

 

Brushed

Der Schlicker wird wie ein Kleber auf die aufgerauten äußeren Bereiche des Schalenbodens aufgepinselt.

 

Walls mounted

Nun werden die Wände montiert.

 

Junctions

Die Nahtstellen werden mit einem Spatel geglättet.

 

Clay coil

Auf der Innenseite wird ein Tonwulst aufmodelliert, um die Verbindung zwischen Boden und Wänden zu stabilisieren.

 

Spatula

Die Innenseite der Wand wird mit einem Spatel geglättet.

 

Wood

Ein Holzstück wird im gewünschten Neigungswinkel abgesägt.

 

Gauge

Der kleine Holzklotz dient als Schablone für die Wände.

 

Gauge 2

Eine feinere Schablone wird aus Sperrholz gesägt. Sie dient dafür, ein gleichmäßiges Profil der Wände zu erreichen.

 

Wood block

Der Holzklotz wird benutzt, um ein aufgesetztes Tonband an die Schale zu drücken.

 

Shape walls

Die feinere Schablone wird benutzt, um die Wände und das Band zu formen.

 

Cut off

Geradeschneiden der Schalenwand auf einer gleichmäßigen Höhe.

 

pot rim

Der Rand wird angebracht.

 

rim junction

Die Verbindungsstellen des Randes werden auf der Innenseite geglättet.

 

junction reinforced

Die Schale wurde umgedreht und zusätzlicher Ton wird von außen zwischen Rand und Schalenwand aufgebracht.

 

rounding edges

Die scharfen Kanten des Randes werden abgerundet.

 

drainage holes bonsai pot

Die Drainagelöcher werden in den Schalenboden gestochen.

 

fixation holes bonsai pot

Befestigungslöcher werden gebohrt.

 

smooth surface sponge

Die Tonoberfläche wird mit einem feuchten Schwamm geglättet.

 

Attach pot feet

Die Füße werden mit Schlicker angeklebt.

 

cubes clay

FourVier kleine Tonwürfel werden angebracht, damit der Schalenboden während des Trocknens nicht durchhängen kann. Die Schale muss langsam trocknen, damit sie nicht reißt.

 

bisque fired bonsai pot

Die Schale hat nach dem Trocknen bereits den Schrühbrand hinter sich. Nun wurde die Glasur aufgetragen. Ihre Farbe wird sich während des Glasurbrandes vollkommen verändern.

 

Glaze applied

Glasurbrand.

 

Bonsai pot after glaze firing

Die Schale ist nach dem Glasurbrand fertig.

 

Bonsai planted in the new bonsai pot

Ein Rotdorn wurde in die Schale gepflanzt.

 

Der Brennofen

Um die getöpferten Schalen nach dem Trocknen zu brennen, ist ein spezieller Töpfer-Brennofen notwendig. Es gibt viele verschiedene Brennofentypen, -formen, -größen und Brandverfahren, elektrische Öfen, Gasöfen und Holzbrandöfen.

Die Bonsai Schalen werden in der Regel zweimal gebrannt. Der erste Brand, Schrühbrand genannt, erfolgt bei 800 – 900° C. Danach kann, wenn gewünscht, eine Glasur aufgetragen werden. Der zweite Brand (Steinzeugbrand) muss bei 1200 – 1300° C erfolgen, um eine optimale Frostfestigkeit der Schalen zu erreichen. Auf den folgenden Bildern ist Erwin Grzesinskis elektrischer Brennofen zu sehen.

 

The kiln (bonsai pots)

Erwins Brennofen in einem Kellerraum. Beachten Sie die Starkstromleitung und das Abluftrohr.

 

Kiln's controls

Die Bedienelemente des Brennofens.

 

bottom layer of pots

Die untere Lage von Schalen und Glasurproben wurde für den Brand in den Ofen geladen.

 

Middle layer of pot

Eine Schamotteplatte wurde eingefügt und die mittlere Lage Schalen etc. darauf platziert.

 

Fireclay board

Eine zweite Schamotteplatte trägt die oberste Lage Schalen. Die Innenmaße des Ofens betragen 54 cm x 54 cm.

 

Glasierten Schalen vor und nach dem Brand

Glasuren sind ein spannendes Thema innerhalb des Töpferns. Der Neuling beginnt mit Fertigglasuren, während der Profi seine Glasuren meist selbst entwickelt. Am Anfang verblüfft es, dass die Farbe der aufgetragenen Glasur kaum Ähnlichkeit hat mit der Glasurfarbe nach dem Brand. Die Glasur muss für die jeweilige Brenntemperatur passen, um das gewünschte Ergebnis zu liefern. Eine gute Kenntnis von chemischen Vorgängen ist von Nutzen.

Die folgenden Bilder zeigen einige Beispiele von glasierten Schalen vor und nach dem Brand.

 

 

Before

 

After

 

 

Bonsai pot; before glazing

 

Bonsai pot, after glaze

 

 

Bonsai pot, before

 

Bonsai pot, after

 

Dokumentiert von Erwin Grzesinski und Heike van Gunst. Erwin Grzesinski, Jahrgang 1954, studierte Architektur und arbeitete unter anderem an der Restaurierung von Kirchen und im Baustoffhandel. Neben künstlerischen Hobbys wie dem Schnitzen von Specksteinfiguren, beschäftigt er sich seit 1995 mit Bonsai und seit 1996 mit dem Töpfern von Bonsai- und Beistellschalen.Das Töpfern trat im Lauf der Zeit immer mehr in den Vordergrund und inzwischen zählt Erwin zahlreiche Bonsaifreunde und -künstler aus dem In- und Ausland zu seinen Kunden. Da er überwiegend auf Bestellung arbeitet und aus Kapazitätsgründen nur in relativ geringen Stückzahlen, sind seine Schalen in der Regel bei Händlern nicht zu finden (Dortmund, website). Heike van Gunst (aus Hamburg, Deutschland) beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit Bonsai, hat vielfältige Kenntnisse in Gestaltung und Pflege verschiedener Arten erworben und eine ausgeprägte Leidenschaft für Bonsaischalen und -Präsentation entwickelt. Das Schreiben und Übersetzen von Artikeln über Bonsai und Übersetzungen von Bonsaibüchern ist ihr Spezialgebiet.